Heimatliebe und Abschlussgedanken

21Aug2018

 „es wär schön blöd, nicht an Wunder zu glauben - Und es wär zu schön, um es nicht zu riskieren“

Ich habe es riskiert und daran geglaubt und es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens, denn vielleicht ist dadurch mein ganz kleines persönliches Wunder entstanden!

Was geht durch den Kopf einer 17-Jährigen, die sich dazu entscheidet, ihren gerade gewonnenen Lebensablauf durcheinander zu wirbeln und sich gute 7000 Kilometer weiter einen neuen Alltag aufbaut – so gesagt klingt es vielleicht ein bisschen verrückt und riskant … und das sollte auch so sein.

Ich bin nicht gegangen, weil ich hier aus meiner Heimat wegwollte, sondern weil ich ein anderes Umfeld sehen und nicht nur den Touri verkörpern wollte. Ich bin keiner Situation in Deutschland geflüchtet und das ist und bleibt meine Heimat! Allerdings schließt das nicht aus, sich auch anderswo niederlassen zu können und Heimatgefühle zu entwickeln. Vielleicht können sich das viele gerade nicht für ein Land wie Kamerun vorstellen, aber doch – ich habe dieses Land kennen und lieben gelernt. Morgens früh mit der Sonne aufstehen und sich kaltes Wasser aus dem Eimer entgegenspritzen, Kinder wecken und waschen, die lieber nackig durch das Bad hüpfen als sich die Zähne zu putzen, in riesigen Töpfen über dem Feuer kochen, täglich auf dem Markt frisch einkaufen und über Preise verhandeln, abends die rote Erde von der Kleidung klopfen und sich mit Pulli in warme Decken einkuscheln, um nicht zu frieren, kamerunische Lieder singen und dazu tanzen, obwohl man genau weiß, dass man sich zum Affen macht, zu siebt Auto fahren im Chaos kaputter Straßen, Motos ohne Führerschein und und und… Und was so fremd klingt, war am Ende irgendwie eine Routine, die mir erst wieder auffiel, als ich hier in Deutschland ankam.

Dieses Land, dessen Regeln und Traditionen waren nicht mehr anders, sondern Alltag; die ganzen Fremden, die mich am Anfang vielleicht noch "La Blanche" gerufen hatten, wurden Freunde und am allerwichtigsten: die Leute, mit denen ich arbeitete, wurden meine Familie! Und ich liebe sie von ganzem Herzen. Deshalb war es mir das auch wert, zum Ende meines Freiwilligendienstes, meines Lebensabschnitts in Kamerun so viele wie möglich bei sich zuhause zu besuchen, hier ein paar Eindrücke davon, aber so wirklich beschreiben kann man es nicht, es war ein Wiedersehen und Abschied zugleich, der nicht selten in Tränen endete und sich in meinem Kopf eingebrannt hat!

   

Außerdem wurde ich dann auch noch vom Sous-Préfet zur Botschafterin des Projekts im Norden Kameruns ernannt und bin mir sicher, dass all dies noch nicht zu Ende sein wird und vielleicht meine persönliche Präsenz in Kamerun fehlt, die Unterstützung aber weitergeführt wird! Ich habe gut ein Jahr in Kamerun gelebt, anfangs war es ein Abenteuer, letztendlich dann irgendwie mein Alltag, meine Familie, mein Zuhause. Und ich habe hier auf diesem Blog nur einen Bruchteil davon dargestellt, der meine eigenen Eindrücke und Erlebnisse wiedergibt und auf keinen Fall als offizielle Quelle zur Informationssuche gelten soll oder kann. Ich komme nun hier vorerst zu meinem Ende, denn der nächste Besuch ist zwar sicher, nur der Zeitpunkt noch nicht, und wenn es auch kein Freiwilligenjahr mehr sein wird, so gibt es sicher noch eine Fortsetzung…