Neues vom Landwirtschaftsprojekt – Maisernte

26Juni2018

Eine ganz schöne Weile war es her, dass ich mit aufs Feld gefahren bin. Es waren ja auch immer andere Pflichten zu erledigen, die Kinder zu unterhalten und unterrichten, sich um dies und jenes kümmern und als junges Mädchen hat man ja eh kaum die Kraft und das Durchhaltevermögen, richtig sinnvoll mitarbeiten zu können (Vorurteile pur). So wurde die letzten Monate immer begründet, es sei besser, wenn ich bei meinen Kindern bleibe etc etc.

Jetzt, da ja alle weg sind und auch Flo das Land verlassen hat, war es für mich eigentlich kaum eine Überlegung wert, ich wollte auch mal wieder sehen, wie es dort voran geht. Was ich nicht wusste: an demselben Tag haben sich das ungefähr 20 andere Personen auch gedacht und so standen wir zu 18 hinten auf der Ladefläche des PickUps, der auch vorne in der Kabine komplett besetzt war. Gar nicht so einfach, wenn das Auto einem dann plötzlich klein vorkommt und der 30 Jahre alte Motor vorsichtig rattert.

Und das gute zwei Stunden lang mit ständigem Hin- und Herschaukeln, weil die Straße immer noch so schlecht ist wie Anfang des Jahres. Dafür gibt es auch nicht allzu viel Hoffnung, denn das ist schon seit Jahren so und wird sich vermutlich zunehmend verschlechtern. Da ja Regenzeit ist, wurde das Ganze ein Ratespiel, denn die Tiefe der mit Wasser gefüllten Pfützen variiert zwischen 20 cm und 1 Meter. Einige Male hieß es „Descendez!“ und wir zu 18t hinten alle schnell runtergesprungen, bisschen angeschoben, Pfützen ausgewichen und wieder raufgeschwungen. Auf die Dauer von zwei Stunden wird das nicht nur anstrengend, durch das ständige Bremsen hat man irgendwann bei 20 km/h das Gefühl, man ist gerade ziemlich am Rasen.

Endlich angekommen ging es dann an die Maisernte. Natürlich wollte ich davor noch schnell die zwei Familien grüßen, die durch unsere Versammlung im Norden jetzt permanent in Foumbot vor Ort arbeiten. Der kleinste, Nestor, hat immer noch Angst vor mir (ungewohnte Hautfarbe) und lief schnell sich verstecken. Immer wenn ich an ihm vorbeimusste, machte er einfach tapfer die Augen zu im Sinne „aus den Augen, aus dem Sinn“. An dem Dienstag brannte die Sonne unermüdlich vom Himmel und bescherte zwar so jede Menge getrockneten Mais, den wir dann Kolben für Kolben abbrechen und in Säcken zum Haus transportierten, mir persönlich aber auch eine schöne leicht rote Haut, die die Anderen alle sehr lustig fanden.

Was sich vielleicht nicht wirklich anstrengend anhört, kann ganz schön ausarten und wir waren von 10 bis 16 Uhr damit beschäftigt, den ganzen Mais abzubrechen, den Weg bis zum Haus mit großen 50kg Säcken zu schleppen, zu sortieren und im Dachgebälk einzulagern. Das ständige in den Sack Werfen, die Tragerei und auch die Wegstrecke machten mich ziemlich schnell fertig und ich durfte das auch noch am nächsten Tagen in einem schön starken Muskelkater am linken Arm spüren.

 

Doch das wars noch nicht. Ein bisschen erschöpft kletterten wir dann wieder zu 18t auf die halbbeladene Ladefläche und machten vielleicht drei, vier Kilometer, als der Motor meinte „Stopp“. Natürlich ist ein solcher Toyota Hilux nicht für 21 Leute und einige Säcke Mais, die wir nicht am Feld gelassen haben, gemacht, aber probiert wird trotzdem immer und überladen gibt es in Kamerun so als Wort vermutlich gar nicht. Trotzdem hieß es für uns dann: Zu Fuß gehen. Und weil gerade bergauf den Motor so erhitzt, wurden wir unten rausgelassen und sollten uns oben am Hügel wiederfinden. Taten wir auch, aber aufsteigen? Nee. Erst einmal vorbei und weiter zu Fuß, um sich am Ende der Hügelkette wiederzufinden. Zu einem gewissen Zeitpunkt überholte uns die gute alte Karre und ab diesem Moment hofften wir, nach jeder Serpentine den parkenden Toyota zu sichten. Und wurden sehr oft enttäuscht. Eins ist sicher, wir haben einige Kilometer und eine knappe Dreiviertelstunde Fußmarsch hinter uns und am Ende des Tages, als wir wieder in Baham waren, hieß es nur noch duschen, essen, schlafen.