Wenn die Feierlichkeiten doch nicht aufhören

18Nov2017

Im Moment ist noch Beerdigungszeit in und um Baham. Das heißt, jeden Samstag ist „Journée du Deuil“, das Taxi teurer und dessen Struktur ziemlich überlastet, überall sieht man Gruppen, die alle denselben Stoff tragen und sogar Reisebusse sind im Einsatz, um die Leute herumzufahren.

Neben den fast schon zur Gewohnheit werdenden Beerdigungen war aber auch ein Fest, dass nur alle zwei Jahre stattfindet und für die Chefferie Bandjoun eine große Bedeutung hat. Bandjoun ist von Baham der nächste Ort und die Chefferie um einiges größer als die in Baham. Diese haben wir einen Nachmittag lang besucht und sind im Museum dem kulturellen Hintergrund ein bisschen näher gekommen, auch wenn manche Dinge mir durchaus unverständlich geblieben sind. Dadurch konnte ich aber die Symbole und Kleidung des „danse traditionnelle“ besser deuten.

Die Besonderheit an diesem Tanz ist, dass der König von Bandjoun (oder auch Chef du Village, weil
wir mit KönigInnen dank Disney etc. anderes verbinden) den Umzug anführt und eine große Krone
trägt. Diese wiegt gute 20 Kilo und deshalb helfen Träger links und rechts mit. Das Ganze fand am Eingang der Chefferie statt, die Zuschauer wurden so platziert, dass eine Art riesige Arena entstand, wo der König und sein Gefolge eine Runde drehten. Die Menschenmengen waren enorm und das war vermutlich der Tag, an dem wir die meisten anderen Menschen mit unserer Hautfarbe gesehen haben. So komisch es klingen mag, aber irgendwie war das besonders, weil ich mich bis jetzt nur absichtlich mit anderen Deutschen getroffen habe und deren Hintergrund immer kannte. Wir warteten wieder eine ganze Weile, bis Rauchzeichen den Beginn der Veranstaltung bekannt gaben und plötzlich alle vor uns von ihren Stühlen aufsprangen und laut und begeistert Beifall klatschten.

Der König war da. Von dem ich aufgrund der vorher beschriebenen Situation leider nicht viel mitbekommen hab. Das war auch DG aufgefallen und während der Zeremonie sollten wir deshalb die Plätze wechseln und mitten durch die Tänzer laufen. Während ich mich erst respektlos gefühlt habe, hat sich zwar niemand anders daran gestört und durch meine Hautfarbe war ich vermutlich auch
dazu privilegiert, während die anderen zurückgedrängt wurden, aber wohl war mir dann erst mal nicht mehr. Trotzdem hatte ich dadurch die Chance, ein paar gute Fotos zu machen. Dem König folgten alle Königinnen und andere Bewohner der Chefferie mit Bedeutung. Sie trugen den traditionellen Stoff der Bamiléké, blau und weiß und jedes Muster mit einer Bedeutung. Außerdem hielten sie Pferdeschweife in den Händen. Diese wurden dem Publikum zu geworfen und der, der ihn fängt, darf dann für einen kurzen Moment mit den Königinnen tanzen. Die Menge war auch so zu den Trommelklängen in Bewegung.

Die Runde des Umzugs dauerte gute eineinhalb Stunden, war aber überraschend kurzweilig und hat mir sehr gefallen. Auch, wenn mir der Kulturgedanke dahinter viel zu groß und kompliziert scheint, um ihn irgendwann verstehen zu können, ist mir eins klar: Die Leute hier sind unglaublich stolz darauf. Und so freute sich auch DG und tanzte mit den anderen mit.