Abschied nehmen

31Juli2018

Ein Prozess, der eigentlich schon lange begonnen hat, den ich aber leider erst jetzt so richtig wahrnehme und realisiere. Während ich fröhlich und lustig durchs Land reiste, um die Kinder in ihren Familien zu besuchen, wieder eine Stadt mehr gesehen habe und eine großartige neue Familie kennenlernte und auch schon wieder gehen musste, schlich die Zeit leise und heimlich immer weiter voran und in meinem Glückswahn achtete ich irgendwie so gar nicht mehr darauf. Sah die strahlenden Gesichter der Kinder, wenn ich durch die Tür kam, die ganzen Umarmungen und die kleinen Hände, die deine umklammern, sodass sie nicht hinfallen. Wie können diese kleinen Personen so großen Platz in meinem Herzen einnehmen und wie können meine kleinen Schwester und Brüder plötzlich in der Familie der große Bruder oder die große Schwester sein. Während ich all dies genießen konnte und wöchentlich wieder nach Baham kam, wurde mir erst zu meinem Geburtstag klar, dass ja schon Ende des Monats ist.

Bis es jetzt plötzlich heißt, in zwei Wochen fahr ich nach Douala, um nicht mehr wiederzukommen. Als dieser Gedanke in meinem Kopf ankam und jetzt dort seine Runden dreht, verstand ich die Zeit und wurde auf die Anzahl der Tage aufmerksam. Dass nicht einmal eine zwei vorne dran steht und dass ich auch nicht mehr sagen kann, ich will noch nicht daran denken, weil ich jetzt schon planen muss, was ich alles mitnehmen möchte. Weil Verabschiedungen jetzt endgültig sind und nicht mehr nur mit den Worten „vielleicht findet sich ja nochmal Zeit“ abgeschlossen werden.

Und plötzlich finden sich so viele Dinge, die man noch machen wollte, die man falsch gemacht hat und die man einfach gerne wiederholen würde. Mir fällt auf, dass ich viel zu sehr auf Baham fixiert war, dass ich zu sehr darüber nachdenke, was andere von mir halten und mögliche Freundschaften zur Zufriedenheit anderer von mir fernhielt.

Das mit Freunden ist hier so ein Ding: Viele sehen anfangs „La Blanche“ (das Stereotyp einer weißen Frau mit reichen Eltern) mit viel Geld oder einem reichen Vater und ein Flugticket nach Europa, manche lassen sich schnell davon abbringen oder sind seit Anfang an nicht in dem Sinne aufdringlich und der Rest ist einfach unbelehrbar. Letztendlich hatte ich überall meine Leute, interessante Diskussionen über Themen, an die ich vorher gar nicht gedacht hatte und lustige Momente. Ich hab meine Centre-Familie und jetzt zum Ende hin hatte ich noch die letzten, die dageblieben sind und natürlich viele Projekte in Planung.