Wie sieht das Centre eigentlich aus?

15Okt2017

Da ich in den letzten Einträgen sehr wenig über meine Einsatzstelle berichtet habe, sondern eher über Tagesausflüge und das allgemeine Leben, möchte ich das hiermit nachholen und stelle euch die AHP2V (Association Humanitaire pour la Promotion de Personnes Vulnérables) vor - das Centre.

Von der Straße biegt man gegenüber von einer Schule in einen riesigen Vorhof ab. Dort spielen die Kinder im “stade“ (eigentlich nur die einzig halbwegs ebene Fläche) Fußball. Und ja, auch die im Rollstuhl und auf Krücken laufen mit und werden nicht vergessen. Das ist ein schönes Schauspiel und zeigt auch, dass hier alle aufeinander Rücksicht nehmen und eine große Familie sind. Zurück zum Hof: Durch ein weiß gestrichenes Gatter kommt man dann schließlich in die Einrichtung. Bleibt man direkt am Eingang stehen, fällt der Blick erst einmal auf das Haus vor einem. Mit großen grünen Buchstaben steht auf einem Schild unter dem Dach der Name und auf mehreren Tafeln wird erklärt, welche Personen aufgenommen werden und welche sonstigen Leistungen angeboten werden. Durch die Tür kommt man in den aufgeteilten “salon“, der vordere Teil wird für die Herstellung von Schmuck benutzt und daneben liegt das Schneideratelier. In diesem beiden Bereichen arbeiten vier Pensionäre und drei auswärtige Mitarbeiter, die nur drei Mal in der Woche da sind. 

Auf der anderen Seite liegen die Zimmer von Lea und mir, ein Bad und die zweite Hälfte des salons, die mehr oder weniger unser Wohnzimmer darstellen soll. Außerdem noch die Küche und ein weiteres Zimmer, in das bald unser dritter Mitfreiwilliger Florian aus Frankreich einziehen wird. Dies ist das Haupthaus und nachmittags sitzen wir meistens auf der Veranda davor und genießen ein bisschen die Sonne, solange sie scheint, oder den Regen, weil das für uns Wasser bedeutet, das in den letzten Wochen recht knapp war und die Leitung nicht funktionierte.

Wir stehen immer noch am Eingang und blicken jetzt nach links, dort ist das Haus für die Bewohner. Es gibt fünf Schlafzimmer, in denen jeweils bis zu fünf Betten auf ziemlich engen Raum stehen. Deshalb halten sich auch die meisten tagsüber nicht darin auf, sondern toben draußen herum. Insgesamt wohnen hier 24 Kinder und Pensionäre, die sowohl unter der Woche als auch am Wochenende in der Einrichtung bleiben. Zudem gibt es noch einen kleinen Jungen, der täglich ins Centre kommt, weil die Kapazität der Schlafzimmer schon vollständig ausgereizt ist. Dahinter liegen dann noch die Büros von DG und seinem Stellvertreter. Der Salon von diesem Haus ist übrigens mein Klassensaal, dort arbeite ich unter der Woche vormittags mit meinen drei Kleinen. Zurück zum Ausgangspunkt liegt in entgegengesetzter Richtung, also rechts, weit hinten im Garten ein Pavillon, der ebenfalls zum Unterrichten gedacht ist. Dort arbeitet Père George (DGs Stellvertreter und Hauspapa) mit zwei Kindern, die dann der Franzose übernehmen soll.

Jetzt gehts weiter hinter das Haupthaus. Da die Landschaft hier allgemein ziemlich hügelig ist -ich erinnere nochmal kurz an die Höhenlage von 1600 Metern - liegt alleine zwischen dem Bewohnerhaus und Haupthaus eine kleine Steigung, um aber in den großen Saal dahinter zu kommen, geht es noch einmal steiler hinunter. (Das Hochkommen ist schlimmer, vor allem die Rollstuhlfahrer sind hier im Nachteil.) Man kommt vorbei an der traditionellen Küche, einem kleinen Backsteinhäuschen mit zwei Feuerstellen und zwei wunderbaren Köchinnen. Abends wird die Küche umfunktioniert und man setzt sich zusammen und redet über alles, was einen so beschäftigen könnte.

Wir machen eine scharfe Rechtskurve und stehen neben den vier Speichercontainern mit einem Volumen von jeweils 1000 Litern. (Was an sich nach viel klingt, aber echt schnell wenig wird, wenn das Regenwasser aus eineinhalb Containern fürs Kochen, Putzen, Wäsche und Kinder waschen und Trinken benutzt wird von über 30 Personen.) Dann kommen wir in den großen Saal: An einer Seite stehen vier Tische aneinandergereiht, die dem gemeinsamen Essen dienen und sonst ist der Saal ziemlich leer, bis auf eine Ecke, in der die Werke aus dem Bambus-Atelier stehen und eine Schräge, die eigentlich ins Haupthaus führen sollte, aber eher zum Abstellen einer nicht mehr funktionstüchtigen Vespa und anderen Gegenständen benutzt wird. Montags und freitags werden die Bänke von den Esstischen für Versammlungen in einen Kreis zusammengestellt. Dort wird aus der Bibel gelesen, gesungen und gegen Ende der Woche findet die Evaluation (eine Art Versammlung zur Reflektion der Woche) statt.


Dahinter liegt ein kleines Feld mit allem Möglichen. Um die Häuser herum sind einige Wiesen und Guavenbäume, an denen sich die Kinder immer fleißig bedienen.