Hallo Alltag

05Nov2017

Ich bin im Alltag angekommen. Keine aufregende Wochenendaktion oder sonstige Dinge, die unter der Woche für Aufregung sorgen. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, ich manchmal Langeweile habe oder mich doch wieder alles stresst, ergibt sich meistens für den Moment selbst. Trotzdem bin ich nicht wirklich zum Schreiben gekommen, irgendetwas findet man dann doch immer zu tun.

Außerdem war ein französischer Fotograf zu Besuch, um in wenigen Tagen möglichst viele Aufnahmen zu machen, die er in Kooperation mit einem ehemaligen Freiwilligen für eine Ausstellung und Werbung, die möglicherweise in ganz Frankreich ausgestrahlt wird, benötigt hat. Mit dabei war ein Freund, der uns am Anfang vor allem aufgrund seiner Sprachkenntnisse begleitet hat und mir das Einleben ein bisschen leichter gemacht. Ich hatte dadurch auch die Möglichkeit, noch einmal nach Bafoussam zu fahren und eine Stunde umsonst vor einem der wenigen funktionierenden Bankautomaten anzustehen. Der nächste, den wir angefahren sind, ging dann einwandfrei und ohne Wartezeit. (Man bemerke hier wieder meine unglaublich große Geduld - definitiv eine riesige Übungsaufgabe für mich;))
Ich habe eine Spende an das Centre, die über mein Konto lief, abgehoben und weitergegeben. Und das Geld wurde so dringend gebraucht, dass sogar geplant war, dass ich während meinem morgendlichen Unterricht mitkommen sollte (Dank kamerunischer Pünktlichkeit wurde das Ganze dann doch ein paar Stunden nach hinten verschoben). Ein Teil von diesem Geld wurde jedenfalls für die Pension für die Schule benutzt. Das Schulgeld ist hier nicht gerade gering und die finanziellen Mittel des Centres und der Eltern der hier lebenden Schüler auf keinen Fall ausreichend. Und der betroffene Schüler wurde deshalb von der Schule einfach heimgeschickt (so viel zu Bildung und die Jugend sind unsere Zukunft).

Das Centre finanziert sich allgemein nur von Spenden. Das hört man zwar immer, klar geworden ist mir das aber erst, als es an einem Wochenende hieß, die Großen essen abends nicht, weil das Essen nur noch für die Kleinen reicht. Und dass das durchgebrannte Licht in den Duschen seit zwei Wochen nicht repariert wird, obwohl ich morgens um halb sechs darauf angewiesen wäre. Immerhin gab es ein Erlebnis, an das ich schon fast nicht mehr geglaubt hätte. Wasser aus der Leitung. Und das gleich an zwei Tagen hintereinander, einmal für 10 Minuten, das andere Mal lange genug, um alle vier 1000-Liter-Kanister aufzufüllen. (Update: einer ist noch halb voll mit Leitungswasser, in den anderen wird schon wieder Regenwasser aufgefangen). Das Wasser ist und bleibt hier ein Problem.

Und der Strom wohl auch. Letztens war es wieder so weit, dass ab morgens keine Leitung mehr funktionierte. Als wir vom Marché zurückkamen und gerne was Warmes getrunken hätten (wir Freiwilligen genießen eigentlich einen Wasserkocher-Luxus). Tagsüber hat mich und die Kinder das nicht gestört, erst abends wurde es kritisch, als die Hausaufgaben im großen Saal nicht erledigt werden konnten, mein Handyakku zur Neige ging und ich meine Taschenlampe bis heute nicht gefunden habe. Anstatt gelernt wurde gelärmt. Die Kinder sangen, trommelten und beteten sogar, dass Gott sie erhören sollte. Unabhängig von der religiösen Wichtigkeit oder Ansicht zeigt das doch die Notwendigkeit von Licht. Während mein größtes Problem war, dass sich mein Handy über Nacht ausschalten könnte, ich somit keinen Wecker hätte und verschlafe, die Kinder morgens zu waschen.

Zum Glück hatte der Regen noch vor fünf die Absicht, auf sich aufmerksam zu machen. Aber kein
warmer Tee in der morgendlichen Frische, kaltes Wasser zum Abwaschen von öligen Tellern und so weiter machten mir das Bedürfnis nach Strom deutlich. Bis die Kinder am nächsten Vormittag irgendwann „Merci Seigneur“ (Gott sei Dank) sangen, der Strom geht jetzt wieder. Und somit das Licht - bis auf im Bad der Kinder - auch.

Inzwischen ist schon wieder Wochenende. Ein Freund aus dem Centre hatte am Samstag Geburtstag und ich konnte mich irgendwie mit dem hier gegenwärtigen Gedanken nicht anfreunden, das zu übergehen. Manche kennen hier nicht einmal ihr genaues Alter, geschweige denn das Geburtsdatum etc. Was in ihrem Ausweis steht, muss dann auch nicht immer notwendigerweise das Richtige sein. Deshalb wird Geburtstagen auch wenig Bedeutung zugebracht. Wir haben also trotzdem freitagabends nach dem Essen noch den Kuchen übers Feuer gestellt. Kuchen backen ohne Waage, Rührgerät und Ofen gestaltet sich dann doch ein bisschen experimenteller. Hat aber super funktioniert und die Kinder haben sich riesig gefreut. Anstatt dem Ofen haben wir einfach einen der großen Töpfe übers Feuer gestellt und auf einer Erhöhung die Form platziert.

Heute ist Sonntag und wir begleiten in einer Stunde die Kinder in die Kirche nebenan.