Malaria...

28März2018

Seit Nkongsamba war ich ein bisschen anfällig für Schnupfen und fühlte mich allgemein nicht ganz fit. Zwischendurch gab es aber immer wieder Tage, an denen nichts war und an denen es sogar besonders gut ging. Ansonsten war mir ab und zu kalt, manchmal hatte ich Rückenschmerzen und lauter kleine Dinge, die erst im Nachhinein zusammen Sinn ergeben haben. Ich wollte mich dann auch nicht jeden zweiten Tag beschweren und dachte mir, das geht schon vorbei.

Und dann ging ich an einem Samstag ins Bett, um in der Nacht aufzuwachen und mich zu übergeben. Ein schöner Sonntagmorgen – nicht. Denn es hörte nicht auf, mir tat alles weh, ich fand keine schmerzfreie Position und als ich mich dazu durchgerungen hatte, Schmerztabletten zu nehmen, blieben die auch nicht lange drin. Ich versuchte, den ganzen Vormittag zu schlafen, aber auch das ging nicht und quälte mich so selbst durch den Tag, bis Flo, mein französischer Mitfreiwilliger, sich dazu entschied, mich zum Krankenhaus hochzuschleppen. Der kurze Weg von 10 Minuten wurde für mich zum anstrengenden Bergsteigen von einer Stunde. Angekommen durften wir dann typisch kamerunisch warten und ich versuchte, eine einigermaßen angenehme Sitzposition zu finden und sollte immer wieder das Gleiche erzählen. Als meine Temperatur gemessen wurde, waren die Ärzte verwirrt, denn ich hatte weder Fieber noch Untertemperatur wie vormittags.

Trotzdem wurde mir dann Blut abgenommen (dabei wurden mal wieder meine verschwindenden Adern zum Problem). Und wieder Warten. Inzwischen war es draußen schon dunkel und wir verbrachten schon die vierte Stunde im Krankenhaus. Ich dachte an den Heimweg und wie ich das schaffen sollte, mir war inzwischen trotz Pullover und dicker Jacke extrem kalt und ich zitterte. Aus dem nach Hause gehen wurde dann auch nichts. Resultat Malaria. Das durfte ich auch im Dezember schon erleben. Damals waren die Symptome anfangs zwar stärker, aber der Verlauf an sich schwach und die Menge an Parasiten im Blut weniger. Deshalb wurde ich auch nicht im Krankenhaus stationiert und wollte kein großes Thema daraus machen, immerhin löst das Wort Malaria ganz andere Vorstellungen aus, hier aber nun die berechtigte Wahrheit:

Ich sollte dort bleiben, mir wurde ein Bett in der Gynäkologie-Abteilung zugewiesen und ich teilte mir den Raum mit einer Frau mit zwei Monate altem Baby, die ebenfalls Malaria hatte. Flo wurde ins Centre geschickt, um meine Sachen und Geld zu holen, ich saß auf dem Bett und dachte mir vermutlich grade gar nichts, war einfach erschlagen und fertig. Flo kam ein erstes Mal wieder mit Jonas, sie brachten meine Klamotten, Zahnbürste und Bettlaken, Kissen und Decke. So konnte ich mich zumindest schon einmal hinlegen und dämmerte leicht ein, während die anderen sich um den Rest kümmerten. Richtig realisierte ich erst wieder, dass DG mit einer Menge Leuten extra noch von ihm zuhause kam. Mir wurde dann eine Infusion gelegt, bei der auch wieder mehrmals meine Adern gesucht wurden und dann schlief ich irgendwie ein, bevor die anderen gingen.

Als ich später wieder aufwachte, war nur noch Flo im Bett nebenan. Hier ist es üblich, dass sich ein „Garde Malade“ (Begleitperson) um dich kümmert, dir Essen besorgt, deine Medikamente kauft, dir Wasser bringt usw... So wurde es eine schwere Woche für Flo, der sich nebenbei auch noch alleine darum kümmern musste, die Kinder zu waschen und zu unterrichten, zur Reeducation zu bringen und und und, während ich tatenlos übermüdet herumlag. Ich bekam über vier Tage lang Chininlösungen, Antibiotika und Schmerzmittel über Infusionen und ziemlich viel Besuch. Während es vormittags meistens relativ ruhig war, kamen nachmittags und abends Freunde, Familie (die Leute aus dem Centre) und sonstige Bekannte. Somit war ich einigermaßen gut unterhalten und während ich anfangs noch relativ viele Schwindelattacken und Gleichgewichtsprobleme hatte, konnte ich gegen Ende auch wieder ohne Hilfe gerade aus gehen.

Ich möchte mich an dieser Stelle für alle Besuche und Anrufe bedanken, und mir ist auch bewusst geworden, wie viele Menschen mich hier in ihr Herz geschlossen haben. Sogar die ganz Kleinen mit Krücken kamen sonntags vorbei, obwohl der Weg zum Krankenhaus teilweise relativ steil bergauf geht. Manche Freunde waren jeden Abend da und die Schüler aus dem Centre kamen meist vor und nach der Schule sogar noch in Uniform vorbei. Mir wurde das Beste an Essen aufgetischt, von Drei-Gänge-Menü über frische Mangos, Ananas und Papaya und Schokolade. Der Appetit kam dadurch zum Ende auch wieder und das Essen blieb drinnen. Trotzdem kann man das natürlich nicht verherrlichen, ich hatte zwar kaum noch Schmerzen, aber meine rechte Hand und der ganze Arm bis zum Ellenbogen wurde aufgrund der Chininlösungen ziemlich dick. Als ich Dienstagmittag entlassen wurde, war ich zwar immer noch relativ müde und platt und sollte immer noch Medikamente nehmen, aber fühlte mich endlich wieder zuhause und fing auch wieder an, ein bisschen mitzuarbeiten. Inzwischen geht es mir wieder komplett gut und ich arbeite auch wieder wie zuvor, versuche, alles Mögliche gegen Mücken zu tun. Ein drittes Mal möchte ich in jedem Fall verhindern, auch wenn mir alle schon ganz freundlich nahegelegt haben, dass aller guten Dinge drei sind.