Mit Königinnen und Taxifahrern – Bafoussam

17Sept2017

Geplant war, am Samstag einmal ein bisschen aus Baham rauszukommen und nach Bafoussam zu fahren, der nächstgrößeren Stadt, die auch wirklich groß ist! 300 000 Einwohner, mehrere Märkte, viel Verkehr und tausend Leute überall.

 

Spenden für das Centre

Kurzfristig sollten wir davor noch im Centre aushelfen und einen Spendenempfang vorbereiten. Also wurde der Saal geputzt und die Bänke aufgestellt, die Kinder liefen umher, wuschen Wäsche und putzten ihre Zimmer. Als die angekündigten Besucher dann eintrafen, wurden die Spenden feierlich in die Mitte des Saales gelegt und mehrere kurze Reden geschwungen. Auf spontane Initiative der Kinder wurde das Ganze mit Gesang untermalt. Alle haben sich unglaublich über ihre Hefte gefreut, die sie für die Schule noch nicht hatten, zudem wurden Seife, Reis, Spaghetti und andere Lebensmittel zur Verfügung gestellt.

 

Bafoussam

So gegen Mittag konnten wir dann nach Bafoussam fahren. Allerdings stellte sich das mit dem Taxi nehmen schon mal als etwas komplizierter heraus, als man es sich vorstellt. Am Taxistand in Baham war genau ein Taxi, das fahrbereit gewesen wäre, aber nicht wusste, wo genau wir hinwollten. So setzte uns DG kurzerhand einfach in das Auto von einer der Königinnen der Chefferie, die zufällig vorbeifuhr und wir wurden umsonst bis zur Post in Bafoussam mitgenommen. Dort stiegen wir eine knappe halbe Stunde später aus. Zum Glück hatten wir die beiden anderen Freiwilligen, mit denen wir uns treffen wollten, schon gesehen (was an sich aufgrund der Hautfarbe ja wahrlich kein Meisterwerk ist,) uns aber trotzdem beruhigte, da die Eindrücke schon wieder haufenweise auf uns einprasselten. Erst da wurde mir klar, wie ländlich Baham ist und was für ein Glückslos ich damit gezogen habe, denn die Stille und Ruhe,weite Felder und Wälder gefallen mir doch besser.

Allerdings muss man dazu sagen, dass Bafoussam auch wirklich sehr laut ist, im bunten Treiben (von jeder Ecke aus wird dir Neues angeboten, Verkäufer versuchen, mit Taxis, Motos und anderen die Straße zu teilen und aus den Lautsprechern kam laut immer dasselbe Lied) ging es in den Straßen bergauf, bergab. Als wir zu viert beim Essen saßen und auf unseren Avocadosalat warteten, der umgerechnet nicht mal einen Euro gekostet hat, dafür aber umso leckerer war, mussten wir uns schon eher anschreien, um alles zu verstehen.

Das wurde auf dem Marché nicht besser, aber vermutlich blendet man die Lautstärke irgendwann aus, vor allem, wenn man in engen Gängen zwischen Tomaten, Papayas und Klamotten von den Verkäufern schon fast zum Stand gezogen wird, damit sie ihre Waren präsentieren können. Das war einerseits ganz lustig, andererseits war ich froh, dass ich nur die anderen beiden Freiwilligen begleitete und selbst nichts kaufen musste. Die Auswahl und das Unwissen über den Preis würden mir schwer zu schaffen machen. Zudem kamen dauernd „la blanche“-Rufe (die Weiße) von vielen Seiten. Was wir genervt oder als Beleidigung wahrnehmen, ist für diese Menschen vermutlich wirklich einfach nur eine Bezeichnung, immerhin kann jede junge Frau "Mademoiselle" genannt werden, aber nur wenige "la Blanche". Trotzdem war ich in dem Moment damit einfach überfordert, während die Freiwilligen aus Bafoussam schon gar nicht mehr darauf reagierten. (Ich will an der Stelle auch nicht verherrlichen, dass alle genau so denken, selbst wenn manche eine andere Absicht haben, führt der Großteil doch nichts im Schilde!)

Auch hier wurde mir wieder klar, dass Baham unser kleiner Schutzort ist, hier wurden wir noch nie so gerufen und vielleicht höchstens mal schräg angeschaut. Auch als wir gegen Abend mit dem Taxi wieder heimfuhren, fühlte es sich schon fast wie nach Hause kommen an, man kannte die Straßen ein bisschen und wusste den Weg zum Centre und dass die Menschen dort sogar auf uns warteten.

 

Taxifahren

Apropos Taxifahrt, diesmal schafften wir es wirklich, und so saßen wir nach dem Tag voller Eindrücke ein bisschen erschöpft zu siebt in einem Auto, das fragwürdig unrund lief. Zu zweit auf dem Beifahrersitz und hinten zu viert, vorher fährt man nicht los. Dass ich dabei halb auf Leas Schoß saß und mein Sitznachbar mich als Lehne benutzte, damit alle Türen zu gingen, scheint hier so normal, wie der Hahn, der morgens um vier das Krähen anfängt. Auch so einige der Autos qualifizieren sich meist dadurch, dass sie noch rollen, ob jetzt die Windschutzscheibe ganz ist oder Sitzgurte vorhanden (die man ja eh nicht hernehmen könnte und auch nicht braucht, weil man quasi in Position gedrückt wird), wir sind gut angekommen und zahlten den normalen Preis wie jeder andere auch. Das waren umgerechnet 90 Cent. Ob bzw. warum hier für uns alles günstiger ist, dazu in einem anderen Eintrag dann mehr.

Bafoussam ist von der Größe zwar nur ein Bruchteil Doualas, aber vom Treiben her vermutlich sehr ähnlich, abgesehen vom Klima natürlich. Hier wird es auch warm, wenn die Sonne scheint, aber es ist besser verträglich, weil es trockener bleibt. In den nächsten Monaten werde ich mich wohl daran gewöhnen müssen, denn der Marché in Baham ist nur alle acht Tage und Obst und Gemüse in Bafoussam in einer ganz anderen Auswahl und Vielfalt vorhanden. Außerdem gab es wirkliche Supermärkte, die einen kleinen europäischen Anklang haben, auch wenn es vermutlich andere Dinge gibt. Aber da möchte ich auch mal reinschauen.