Willkommen und Abschied

23Sept2017

Kurzfristig hieß es, schon Montag sollten wir in der Einrichtung bleiben. Nach kamerunischen Verhältnissen wurde es Dienstag, als wir morgens mit unseren Handgepäckkoffern ankamen und Leben in das zweite Freiwilligenzimmer brachten. Unsere Vorfreiwillige Jana schlief noch im anderen Zimmer und würde am Freitagmorgen die große Heimreise antreten.

 

Umzug ins Centre

Da wir eh schon daran gewohnt waren, im selben Zimmer zu wohnen und im gleichen Bett zu schlafen, war das natürlich kein Problem für uns. Und die Kinder freuten sich. „Ihr schlaft heute hier, oder?“, „Ihr bleibt jetzt für immer bei uns, oder?“, wurden Lea und ich mehrmals gefragt und auf unser Nicken hin erfreut angestrahlt. Wir kamen also morgens normal mit DG um 8.00 Uhr in die Einrichtung und die einzige Veränderung war, dass wir nach Dienstschluss zwischen 16.00 Uhr und 17.00 Uhr nicht wieder mitheimfuhren.
Ob die „Arbeit“ dann wirklich aufhört? Das kommt auf die Definition von Arbeit an. Nach dem Mittagessen geht es meistens mehr darum, dass wir Freiwilligen die Kinder vom Vormittagsunterricht und die, die nach Schulschluss einzeln eintreffen, beschäftigen. Und das hört auch nicht auf, wenn der offizielle Arbeitstag rum ist. Was bis jetzt weiter nicht schlimm ist, da wir kein großartiges Programm gestalten sollten und somit eher mal hier Ball spielten, mal da einen Streit schlichteten, mal da bei den Hausaufgaben halfen.

 

Mein Tagesablauf

Der nächste Tag begann für uns um 5.20 Uhr. Ziemlich früh im Gegensatz zu den letzten Wochen, aber vermutlich ist auch das nur Gewöhnungssache und früher oder später werde ich (hoffentlich;)), wie Jana, von selbst um diese Uhrzeit aufwachen. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass dann vor unserem Fenster gefegt wird, die ersten Kinder über den Hof laufen und einander zurufen, sie sollen dies und jenes machen.
Wir lernten an diesem Morgen, wie und welche Kinder von uns gewaschen werden sollen und wer das schon selbst schafft. Außerdem holten wir gefühlt hundert Eimer Wasser aus der Regentonne unten und schleppten sie zum Bewohnerhaus nach oben. Während sich einige für die Schule fertig machten, warteten die anderen schon darauf, später von uns unterrichtet zu werden.


Und so starteten wir um 8.00 Uhr und die sieben Kinder, die nicht zur öffentlichen Schule gingen, schrieben mehr oder weniger motiviert und fleißig Buchstaben und Zahlen auf Tafeln, zählten laut mit uns bis zehn und sangen die Wochentage sogar auf Deutsch. Um 10.00 Uhr ist Frühstückspause, in der jedes Kind ein halbes Baguette bekommt – mal mit Butter, mal mit „Erdnuss-Schoko-Aufstrich“ (quasi kamerunisches Nutella), mal ohne alles. Danach wird noch einmal bis 12.00 Uhr gepaukt, dann ist der Unterricht beendet. Mittagessen findet anschließend im großen Saal statt und danach machen die meisten, was sie wollen, solange es niemand anderen stört. Um 16.00 Uhr wird das Schneideratelier geschlossen und die externen Mitarbeiter gehen nach Hause. Zurück bleiben die Kinder, die Pensionäre und natürlich wir. Abends wird das Mittagessen nochmal aufgewärmt und anschließend sitzt man noch zusammen, draußen oder auch mal in der Küche ums Feuer, wenn es regnet oder zu kalt wird.

 

Janas Abschied

Schon am Mittwoch wurde ein Fest veranstaltet, gemeinsam groß gegessen und danach gesungen und getanzt. Jeder richtete sein Dankeschön an Jana und es berührte nicht nur sie, viele hatten Tränen in den Augen. Selbst für mich, die Jana nur drei Wochen persönlich kennengelernt hatte, war es komisch, am Freitag dann nicht mehr mit jeder noch so kleinen Frage und Unsicherheit zu ihr laufen zu können und die Kinder nun alleine zu waschen. Ich hatte vermutlich den sanftesten und einen sehr leichten Einstieg in mein Freiwilligenjahr, wie mir jetzt, wo ich mit Lea allein die Verantwortung trage, klar wird.
Und ich bin froh darüber, denn normalerweise sollen sich Vorfreiwillige und dessen Nachfolger nicht persönlich vor Ort treffen.

 

Das Wochenende

Freitagabends waren wir mit ein paar Leuten der Einrichtung noch auf dem Markt in Baham. Deutlich kleiner als in Bafoussam und dadurch auch irgendwie angenehmer. Mit Milchpulver (Milch wird hier nicht wirklich produziert und ist in Supermärkten nur teuer erhältlich) und Seife (es wird endlich Wäsche gewaschen), sowie neuem Kredit für das Handy ging es wieder nach Hause – ins Centre.

Allerdings haben Lea und ich nach der Woche voller Trubel beschlossen, Samstagvormittag (es wurde dann eher Nachmittag, weil der strömende Regen davor nicht aufhören wollte) zu Fuß zu DG zu gehen und sonntags mit dem restlichen Gepäck (dann aber mit dem Auto;)) wieder zurückzukommen. Die kleine Wanderung von einer Stunde tat gut, immerhin bewegt man sich unter der Woche nicht allzu viel vorwärts. Allerdings dürfen wir jetzt auch noch eine Hose mehr und die Schuhe waschen, da der Regen die Straße – aka rote Sandpiste – so aufgeweicht hatte, dass uns manchmal nichts anderes übrig blieb, als durch die orangefarbenen Pfützen zu laufen.

Jetzt sitze ich gerade auf dem altbekannten Bett und überlege, ob ich noch bei der Erdnussernte helfen soll.

Ich hoffe, es geht euch allen gut in Deutschland und bedanke mich noch einmal für die lieben netten Kommentare. Demnächst lade vermutlich einen Eintrag über das Essen und eine kleine Vorstellung des Centres und seiner Bewohner hoch.