Wo ist das Leitungswasser, der Strom, Elektrizität?

14Sept2017

So gut die letzte Woche mit der Erdnussernte samstags aufgehört hatte, ging schon gleich meine nächste Woche eher weniger erfreulich los. Ich muss mich wohl bei einem Kind angesteckt haben oder bin doch selbst für meine Erkältung verantwortlich, die mich dann Dienstag und Mittwoch erst mal zurück ins Bett brachte. Egal woher, ich wurde so gut umsorgt, dass ich heute, am Donnerstag schon wieder in die Arbeit gehen konnte. Dank ziemlich scharfem Ingwertee und „la tisane“ (Eukalyptus-Blätter oder andere Blüten mit heißem Wasser übergossen, das man erst inhaliert und dann trinkt) bin ich jetzt schon wieder auf den Beinen und habe morgens mit den Kindern zusammen zählen, rechnen und schreiben geübt und nachmittags mit ihnen herumgealbert.Das Highlight war übrigens, dass das Wasser aus der Leitung funktionierte und sogar die Klospülung einmal richtig durchspülte. Das wird nämlich sonst immer mit Eimern voller Regenwasser oder dem aus den Speichercontainern erledigt.

  Damit wurde ich sehr schnell wieder gesund :)

Der Umgang mit Wasser

Der ein oder andere wird jetzt vermutlich die Augen verdrehen oder angeekelt weiterlesen (wenn er das überhaupt noch tut), aber das funktioniert durchaus ganz gut, ich lebe in keinem Bakterienzoo und Hygiene geht hier auch sonst nicht unter. Lediglich die Mittel zum Wäsche waschen, Abspülen oder „duschen“ sind andere. Das Leitungswasser wird zuhause beim DG durch aufgefangenes Regenwasser ausgeglichen (was in der Regenzeit natürlich durchaus Sinn macht). Trinkwasser wird erst durch einen Filter gelassen oder als Tee sowieso abgekocht. Zum Wäsche waschen und Abspülen gibt es jeweils Seife, die ebenso eine desinfizierende Wirkung hat wie das Mittel, dass man in die Eimer voller Wasser gibt, um sich danach mit ihnen zu duschen. Dass das Wasser hier zum Waschen kalt ist und bleibt (es sei denn, man will sich den Luxus gönnen, vorher einen Teil aufzukochen, um das zu vermischen – aber nee, viel zu aufwändig;)), daran muss ich mich gewöhnen. Was relativ schnell geht, weil ich ja eh erst meine Haare kopfüber und dann den Rest wasche. Das ist schon etwas aufwändig und man überlegt sich das Haare Waschen zwei Mal.
Im Centre gibt es mehrere Speichervorräte, die immer aufgefüllt werden, wenn dann doch mal Wasser aus der Leitung kommt und so wird das, vor allem jetzt zur Regenzeit, auch eher selten knapp.

 

Wetterphänomene

Das zweite Highlight war der Eisregen. Ja, in Kamerun, Afrika. Glaubt mir wahrscheinlich keiner. Während den ganzen Tag die Sonne angenehm warm schien und wir im T-Shirt herumlaufen konnten, zog es gegen Nachmittag (also zum Ende meiner Arbeitszeiten) ziemlich zu. Was mit leichtem Nieseln anfing, endete in unendlich lautem Prasseln auf dem Blechdach. Außerdem bildete sich schnell eine kleine Sintflut vor der Anhöhe zum Haupthaus und die orangefarbenen Pfützen wurden immer größer. Unter dem Vordach saßen wir gemeinsam draußen, bis es dann plötzlich zu Hageln anfing. Beziehungsweise ist das ein Phänomen, von dem ich nicht genau weiß, wie man es nennen soll. Aus kleinen Eiskristallen wurden größere, die der Wind schließlich immer mehr zu uns blies. Wir verschanzten uns letztendlich im Haus und zogen die Tür hinter uns zu. Nun war nur noch das monotone Geräusch des Regens auf dem Dach zu hören, das allerdings so laut war, dass man sich schon fast gegenseitig anschreien musste, um sich zu verstehen.

 

Strom und Licht

Dazu kam dann das mit der Elektrizität. Nicht nur einmal flimmerten die Lampen kurz oder gingen einen Moment ganz aus. Stromausfall steht hier aber eher an der Tagesordnung, wenn auch nur einige Minuten oder manchmal auch ein paar Stunden. Gleich zu Anfang durften Lea und ich ein Extrem miterleben, über zwei Tage lang gingen weder Strom noch Licht. Das war auf der Reise von Douala nach Baham und die Freude groß, als es plötzlich hieß „la lumière est revenue!“ („Das Licht geht wieder!“). Ohne Powerbank hätten unsere Handys das wohl eher nicht so lange mitgemacht. Meist zuck ich nur noch kurz, wenn das Licht ausgeht und ich gerade am Lesen oder Schreiben bin und vertraue darauf, dass es gleich wieder angeht. Ist dies nicht der Fall, dann sitzen wir beim Abendessen nun mal mit Solarlampen am Tisch. Ich gewöhne mich daran, damit lockerer umzugehen und mein Akku hält hier eh viel länger, weil wir tagsüber meistens etwas zu tun haben.

Zusammenfassend hoffe ich, keinen Befürchtungen zu entsprechen. Wir sind in keiner Weise knapp an Wasser oder Lebensmitteln und wenn es doch kälter wird, hilft auch eine zweite Jacke gut. Klar, die Bedingungen sind hier anders, fließend Wasser ein kostbares Gut und Strom und Licht der Natur (oder - ich trau es mich kaum zu sagen - der Willkür des dominierenden Anbieters) ausgesetzt, aber die Menschen hier kennen es nicht anders und ich gewöhne mich sehr viel schneller daran, als ich erwartet hätte. Man lebt hier eben mit dem, was man bekommt.
Und gerade diesen simplen Lebensstil will vor allem DG uns nahebringen. „Der Mensch ist nicht das, was er hat. Der Mensch ist das, was er für die Anderen tut.“, meint er. Und erklärt, dass es ihn nicht reizt, noch ein Auto, oder ein schickes Auto, ein größeres Haus oder mehr Geld zu haben. Wichtiger sei, das zu haben, mit dem man gut leben könne und mit dem übrig Bleibenden für Andere, die Hilfe benötigen oder zu wenig haben, zu sorgen. Und ihm ist wichtig, dass wir mit einer ähnlichen Einstellung nach Deutschland gehen und auch dieses Gedankengut weitertransportieren. Kamerun ist für ihn nicht arm. Kamerun hat fruchtbare Böden und viel Jugend und sei somit auf dem besten Wege zu einer besseren Zukunft. Wenn nur Geld nicht so wichtig wäre…

Ob ich das selbst alles so ganz unterstütze, darüber bin ich mir noch nicht wirklich klar. Ich komme nun mal aus anderen Umständen und "bei uns in Europa“ spielt Geld nunmal eine wichtigere Rolle. Der Denkanstoß ist auf jeden Fall gegeben, darüber vermutlich im Laufe des Jahres noch einiges mehr. 

DANKE übrigens an alle netten Kommentare von Euch. Ich bin froh, dass ihr mich so unterstützt!!!